Mauern, Maschinen und Menschen. Das Bewusstsein von Technik, materieller Veränderung und Innovation zwischen 500 und 1200

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-70145
http://hdl.handle.net/10900/47092
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2013
Sprache: Deutsch
Fakultät: 5 Philosophische Fakultät
Fachbereich: Geschichte
Gutachter: Patzold, Steffen (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2013-09-03
DDC-Klassifikation: 900 - Geschichte
Schlagworte: Technikgeschichte , Fortschritt , Frühmittelalter
Freie Schlagwörter: Innovationsbewusstsein
History of technology , Progress , Early middle ages , High middle ages , Innovation awareness
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die Arbeit untersucht, wie zwischen 500 und 1200 nach Christus Technik, Veränderungen in der gegenständlichen, vom Menschen gemachten Welt allgemein und materielle Innovationen wahrgenommen, gedeutet und bewertet wurden. Das heißt, es geht um die Fragen, ob und wie man damals Dinge wie Kriegsmaschinen, Kirchenbauten, Orgeln, Mühlen und andere materielle Dinge sowie deren Erfindung und Verbesserung sah, in welche Kategorien solche Gegenstände einsortiert wurden und welche Einstellung gegenüber ihnen erkennbar sind. Herangezogen werden dazu vornehmlich Schriftquellen; räumlich konzentriert sich die Arbeit auf „Kerneuropa“, das heißt die heutigen Länder England, Frankreich, Italien, Deutschland, die Beneluxstaaten und Spanien. Diejenigen, die über Technik und Bauwerke schrieben, war keine Praktiker, sondern vornehmlich Geistliche, ganz selten gebildete Laien. Es ist aber erkennbar, dass dann und wann auch diejenigen, die mit Bau und Handhabung materieller Dinge nichts zu tun hat, daran interessiert waren, Technisches und Materielles zu kategorisieren und zu verstehen. Allerdings haben sich hier keine großen geistigen Strömungen herausgebildet. Das Bild ist stattdessen von individuellen Einzelsichten geprägt. Daher will die Arbeit nicht übergreifende „Gesamtmentalitäten“ entdecken, sondern versucht, auf der Basis der herausgearbeiteten „Einzelbewusstseine“ zu abstrahieren. Wenn man diese Abstraktion durchführt, so lauten die Ergebnisse: Technik konnte als rational angesehen werden, ihr Einsatz war in bestimmten Situationen ein wichtiger Faktor. Sie konnte bewundert oder verachtet werden. Bauwerke und anderes wurden (nicht immer, aber oft) nicht als konstant, sondern als wandelbar gesehen, sowohl im Hinblick auf ein Verbesserungspotenzial, als auch rücksichtlich der Möglichkeit ihres Zerfalls. Erfolgte Bauleistungen werden größtenteils positiv aufgenommen. Es finden sich aber auch negative Stimmen. Ein Erfindungsbewusstsein zeigt sich vergleichsweise häufig: Man wusste offenbar, dass alle Gegenstände irgendwann erfunden wurden. Meist hielt man die Erfindungstat aber für einmalig und dachte nicht an Entwicklungen. Vereinzelt sah man Innovationen aber durchaus. Diese werden zumeist neutral wiedergegeben, selten gewertet, dann aber eher negativ. Es gibt kein allgemeines Fortschrittsbewusstsein für materielle Dinge: Erfindungen bleiben einmalige Vorgänge, Weiterentwicklungen finden so gut wie nie Erwähnung, man wertete materielle Innovationen nicht in Evolutionslinien. Dingliches bestimmte auch nicht das Geschichtsbild der Menschen zwischen 500 und 1200. Auch im Hinblick auf Materielles sind früh- und hochmittelalterliche Vergangenheitsbetrachtungen oft unhistorisch. Letztendlich zeigt sich das Charakteristische in der Gegenüberstellung zum Heute: Wir sind innovationsbewusst und denken technikevolutionär und in Fortschrittskategorien. Zwischen 500 und 1200 erkannte man Technik, materielle Veränderung und Innovationen zwar als solche, ordnete aber weder technikevolutionär noch in Fortschrittskategorien.

Abstract:

This study examines how technology and general modifications of the material man-made world were perceived, interpreted and valued between 500 and 1200 AD. In other words, this study is about whether and how the invention and improvement of objects such as siege machines, church buildings, organs, mills and other material items were viewed. This study also details how such objects were categorised and attitudes towards them. The study concentrates on mainly written sources from the geographic region of Central Europe, that is, the modern-day countries of England, France, Italy, Germany, the Benelux countries and Spain. The authors writing about technology and buildings in those times were mostly clerics or, in rare cases, learned laymen, and therefore did not perform manual labour. While these authors were not involved in constructing and handling material things, it is clear they were still interested in understanding and categorising how these objects worked. Nevertheless, these considerations did not result in intellectual movements; rather the picture is dominated by individual opinions. Because of this, my study does not intend to characterise a general mentality but instead draws conclusions from the individual opinions discovered. Having made some abstractions, the results are as follows: Technology could be perceived in a rational manner, as using technical devices was important in some situations. However, technology could also be either admired or detested. Buildings and other structures were (not always but often) perceived not as being constant but rather as changeable – that is, there was both the potential for their improvement and the possibility of their deterioration. Construction work was usually seen als positive by contemporaries, but there were also some negative voices. An awareness of inventions is seen relatively frequently; people knew that all things had been invented at some point. However, inventions were mostly seen as one-off actions, and improvements were not often considered. Sometimes innovations were seen. In most cases they were reported in a quite neutral manner. Innovations were seldom assessed by the inventor’s contemporaries, but if they were, the reaction was rather negative. There was no consciousness of a general evolution regarding material things. Inventions remained one-off events, and further development was not frequently mentioned, nor seen as part of an evolution consisting of regular improvements. The perception of history of the people living between 500 and 1200 AD was not largely determined by material objects. Instead, their perception of material things in the past is somehow unhistorical. Lastly, typical perceptions of people living between 500 and 1200AD are seen by comparing them to our current-day perceptions of technology and innovations: We are ‘innovation-conscious’; we consider the evolution of technology and measure objects by their advancement. However, although people living between 500 and 1200 AD had a perception of technology, material change and innovation, they neither considered the evolution of technology nor measured its development.

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