Zur Alltagsgeschichte des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses am Beispiel der Begutachtung von Frauen an der Universitäts-Nervenklinik Tübingen im Jahr 1936

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-28480
http://hdl.handle.net/10900/45022
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2006
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Sonstige
Gutachter: Förster, Klaus
Tag der mündl. Prüfung: 2003-05-14
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Zwangssterilisation , Erbkrankheit , Nationalsozialismus , Tübingen / Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie , Medizinisches Gutachten
Freie Schlagwörter: Erbgesundheitsverfahren , GVeN , GzVeN , Frauenklinik Tübingen
compulsory sterilisation , Nazi germany , prevention of hereditarily diseased offspring
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die Alltagsgeschichte des "Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" (GveN) wird in ihren konkreten Auswirkungen auf Betroffene in der Universitäts-Nervenklinik Tübingen zur Zeit des Nationalsozialismus untersucht. Als Quellen werden Krankenakten der Universitäts-Nervenklinik Tübingen aus dem Jahr 1936, das Buch über Sterilisierungen, Diagnose- und Aufnahmebücher, Operationsbücher der Frauenklinik Tübingen und Verwaltungskorrespondenzen beider Kliniken verwendet. Hauptgegenstand der Untersuchung sind die den Krankenakten enthaltenen Gutachten zum Erbgesundheitsverfahren. Die Untersuchung dieser Quellen erfolgt in einer Mischung aus qualitativer und quantitativer Methodik. Weiterhin wurden die Auswirkungen des Erbgesundheitsverfahrens für die Betroffenen untersucht, und der genaue Ablauf des Verfahrens für die bereits stationären Patientinnen mit dem der zur Begutachtung aufgenommen Frauen verglichen. Dabei wird auch die enge Zusammenarbeit der Nervenklinik mit der Frauenklinik Tübingen zur Zwangssterilisation beleuchtet. Das GVeN hat den Alltag der untersuchten Klinik im Jahr 1936 stark beeinflusst. Der Inhalt des Gesetzes ist bekannt und wird umgesetzt. Dies führt zur Anwendung von Zwangsmassnahmen, Widerstand dagegen wird nur vereinzelt beschrieben. Die GutachterInnen gehen zum Großteil schematisch vor und erarbeiten anhand von gewissen Kriterien die Diagnose, dabei bleibt ihnen jedoch ein deutlicher Ermessenspielraum der individuell genutzt wird.

Abstract:

The history of everyday life of persons concerned by the "Law for the Prevention of Hereditarily Diseased Offspring" (GVeN) is examined for the psychiatric clinic of Tübingen University during the time of Nazi Germany. Medical Records of the psychiatric clinic, the “Buch über Sterilisierungen”, diagnosis and admission records, operation records of the gynecological clinic Tübingen and administrative correspondence of both clinics were used as source materials. Special emphasis was placed on medical expert opinions from the medical records concerning the law for prevention of hereditarily diseased offspring. These sources were analyzed with quantitative and qualitative methods. Furthermore, the consequences of the GVeN for the women concerned was studied and the sequence of events leading to compulsory sterilization was compared for women that were already hospitalized on the psychiatric ward to women that were admitted especially for the expert medical opinion. The strong collaboration between the psychiatric clinic and the gynecological clinic in the matter of compulsory sterilization is illuminated. Our findings show that the GVeN has strongly influenced the everyday live in the investigated clinics and that the content of the law is known and implemented. This leads to compulsory measures against which resistance is rarely reported. The majority of medical experts uses a schematic approach and makes a diagnosis by applying certain criteria, whereas a margin of discretion was individually applied.

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