Die Wirkung von Ghrelin auf die schlafassoziierte Regulation metabolischer Abläufe

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/110280
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1102809
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-51656
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2020-12-04
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Zahnmedizin
Gutachter: Hallschmid, Manfred (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2020-10-02
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Ghrelin , Nahrungsaufnahme , Metabolismus , Schlaf
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Das Ziel dieser experimentellen Arbeit war es, die Wirkung der Gabe des Peptidhormons Ghrelin auf schlafassoziierte metabolische und insbesondere endokrine Abläufe während der Nacht sowie das Essverhalten am nächsten Morgen zu untersuchen. Darüber hinaus wurden das Gedächtnis für die Nahrungsaufnahme sowie der Schlaf selbst untersucht. Ghrelin wird zu einem großen Anteil im Magen gebildet und ist endogener Ligand des growth-hormone-secretagogue-receptor (GHSR). Durch seine Effekte auf zentralnervöser Ebene stimuliert es die Nahrungsaufnahme und fördert die Gewichtszunahme. Ghrelin hat neben dem appetitstimulierenden Effekt auch Funktionen in der Glucose-, Glukokortikoid- und Wachstumshormonregulation während des Schlafes und kann auch den Schlaf selbst beeinflussen. Darüber hinaus werden ihm förderliche Effekte auf hippocampusabhängige Gedächtnisfunktionen zugeschrieben. Allerdings war bislang unklar, ob eine Steigerung der schlafassoziierten Ghrelinkonzentrationen das Gedächtnis für das am Vortag stattgefundene Essverhalten verbessert und sich auch auf die Nahrungsaufnahme am nächsten Morgen auswirkt. In der vorliegenden doppelblind durchgeführten Crossover-Studie wurden 16 männliche Probanden im Alter zwischen 18 bis 31 Jahren mit einem BMI von 20 bis 25 kg/m² in zwei Experimentalnächten im Abstand von mindestens vier Wochen untersucht. Die Polysomnographie erfolgte in beiden Nächten von 23:00 Uhr bis 07:00 Uhr. In einer Experimentalnacht erfolgte die Gabe von Placebo. In der anderen Experimentalnacht wurde jeweils 50 µg acyliertes Ghrelin nach Beginn des Tiefschlafes um ca. 23:30 Uhr, 00:00 Uhr, 00:30 Uhr und 01:00 Uhr verabreicht. Bei den regelmäßigen nächtlichen Blutabnahmen wurden die Laborparameter Ghrelin, Cortisol, Somatotropin, Insulin, C-Peptid, Glucose und Laktat gemessen. Das EEG diente zur Bestimmung der Schlafstadien, um einen möglichen schlaffördernden Effekt von Ghrelin nachzuweisen. Das Gedächtnis für Nahrungsaufnahme wurde mit Hilfe eines Fingerfood-Buffets getestet, das am Abend verzehrt wurde und dessen Bestandteile und Struktur am nächsten Morgen abgerufen wurden. Die vermutete orexigene Wirkung von Ghrelin wurde mittels subjektiver Beurteilung des Hungers und Quantifizierung des Nahrungskonsums bei einem Testfrühstück untersucht. Darüber hinaus beurteilten Probanden mit Hilfe von Fragebögen ihre subjektive Befindlichkeit und Schlafqualität. Die Verabreichung von Ghrelin im Vergleich zu Placebo löste einen signifikanten Anstieg der Cortisol- und Somatotropinkonzentrationen aus. Mit jeder Ghrelingabe stieg die Konzentration von Cortisol an, bis sie mit der letzten Gabe den Höhepunkt erreichte. Somatotropin erreichte die Maximalkonzentration nach der zweiten Gabe von Ghrelin. Die Konzentrationen von Insulin, C-Peptid, Glukose und Laktat wurden durch die Ghrelingabe nicht beeinflusst. Das polysomnographische Schlafprofil sowie die subjektive beurteilte Schlafqualität waren unter beiden Versuchsbedingungen vergleichbar. Während der stimulierende Effekt von Ghrelin auf Somatotropin und Cortisol bestätigt wurde, reagierten Schlaf und Hungerregulation nicht auf die Gabe des Hormons. Auch das Gedächtnis für am Vortag erfolgte Nahrungsaufnahme wurde durch Ghrelin nicht verbessert, was den in Vorläuferarbeiten berichteten förderlichen Effekten auf das Gedächtnis widerspricht. Diese Ergebnisse zeigen, dass sich eine Erhöhung der Konzentrationen des schlafassoziierten „Hungerhormons“ nicht auf das Gedächtnis für die Nahrungsaufnahme am Vortag auswirkt und das Essverhalten am folgenden Morgen nicht beeinflusst. Auch wenn Dosierung und Zeitpunkt der Gabe hierbei eine Rolle gespielt haben mögen und in Folgestudien systematisch manipuliert werden sollten, deutet dieses Resultat darauf hin, dass die morgendliche Nahrungsaufnahme bei gesunden jungen Männern unabhängig von schlafassoziierten Fluktuationen der Ghrelinkonzentrationen reguliert wird und das Hormon auf die Bildung von Gedächtnis für vorgegangenen Episoden der Nahrungsaufnahme keinen Einfluss nimmt.

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