Die Rolle von Schlaf für die Konsolidierung von konditionierten allergieähnlichen Reaktionen bei Probanden mit saisonaler allergischer Rhinitis

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/142600
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1426005
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-83946
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2023-06-27
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Born, Jan (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2023-06-13
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Schlaf , Konditionierung , Pollinose
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluss von Schlaf auf die Konsolidierung von konditionierten allergieähnlichen Reaktionen bei Probanden mit saisonaler allergischer Rhinitis untersucht. Die Probandenpopulation bestand aus 25 jungen Männern mit klinisch verifizierter saisonaler allergischer Rhinitis, die aber ansonsten gesund waren. Die Probanden absolvierten neben einer Voruntersuchung und einer Eingewöhnungsnacht jeweils eine Lern- und eine Testsitzung. Die Lern- und die Testsitzung umfassten eine 45-minütige Kontextphase, während der sich die Probanden in einem standardisierten Versuchsraum aufhielten, um die Enkodierung und Akklimatisierung an den Umgebungskontext zu ermöglichen. Während der Reizphase der Lernsitzung wurde den Probanden ein ausgeprägter Geruchsreiz (Isobutyraldehyd-Lösung; neutraler Stimulus; NS) und ein Gräser- oder Birkenpollenallergen (unkonditionierter Stimulus; UCS) präsentiert. Vor und nach dieser Reizphase wurde das Ausmaß der allergischen Reaktion bestimmt. Die Probanden der Schlafgruppe durften im Anschluss an die Lernsitzung acht Stunden unter polysomnographischer Ableitung schlafen, die Probanden der Wachgruppe blieben in der gleichen Zeit wach im Bett. Im Rahmen der Testsitzung, die exakt eine Woche später im gleichen Versuchsraum stattfand, wurde die erfolgreiche Konditionierung auf den Reiz (Reizkonditionierung) und den Umweltkontext (Kontextkonditionierung) getestet. Dafür wurde erneut das Ausmaß der allergieähnlichen Reaktion bestimmt. Wir konnten zeigen, dass die Wiederkehr eines Umgebungskontextes, in dem ein Allergen zuvor präsentiert wurde, ausreicht, um eine allergieähnliche Reaktion auszulösen, allerdings nur, wenn die Probanden nach der Allergenpräsentation schliefen. Dieser kontextkonditionierende Effekt fehlte völlig, wenn die Probanden in der Nacht nach der Allergenpräsentation wach blieben. Im Gegensatz zur Kontextkonditionierung erfolgte die Reizkonditionierung (auf den Geruchsreiz) unabhängig von Schlaf, ein Muster, das auch bei Konditionierungen in der Verhaltensdomäne beobachtet wurde (Graves et al., 2003; Cai et al., 2009; Vecsey et al., 2009; Hinz et al., 2017; Latchoumane et al., 2017). Zusammenfassend liefert diese Studie den bislang ersten Nachweis, dass eine allergieähnliche Reaktion auf den bloßen Kontext einer Konditionierung konditioniert werden kann und dass diese Reaktion vom Auftreten von Schlaf nach dem Erlernen der Assoziation zwischen Allergen und Kontext abhängt. Damit unterstreichen unsere Ergebnisse die entscheidende Rolle des Schlafes bei der Gedächtniskonsolidierung konditionierter Immunreaktionen. Sie tragen zu einem besseren Verständnis der Mechanismen bei, die der Interaktion zwischen dem zentralen Nervensystem und dem Immunsystem zugrunde liegen. Gleichzeitig erweitern sie das Wissen um die Beeinflussbarkeit der Entstehung allergischer Erkrankungen. Auf der anderen Seite kann die Konditionierung allergieähnlicher Reaktionen auf einen Umweltkontext und deren Abhängigkeit vom Schlaf dazu beitragen, antiallergische Therapien zu entwickeln und zu verfeinern. Konditionierungstechniken könnten z.B. als supportive Therapie zu etablierten pharmakologischen Therapieschemata, wie der allergenspezifischen Immuntherapie (SIT) eingesetzt werden. Außerdem könnte mithilfe der klassischen Konditionierung eine Reduktion der Medikamentenapplikation bewirkt und unerwünschte Arzneimittelwirkungen vermieden werden. So könnte nicht nur unser Gesundheitssystem entlastet, sondern auch die Lebensqualität der betroffenen Menschen verbessert werden. Letztlich könnte diese Studie auch neue Perspektiven für das Verständnis und die Behandlung einer Vielzahl anderer immunologischen Erkrankungen eröffnen.

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