Inhaltszusammenfassung:
Das Outcome heranwachsender Patienten, die unter Umständen zeitlebens von Einschränkungen durch Frakturen und deren Behandlung betroffen sind, ist von besonderem Interesse. In dieser Arbeit wurde retrospektiv das Outcome nach pädiatrischen suprakondylären Humerusfrakturen (PSCHF) anhand der etablierten QuickDASH- und PedsQL(TM)4.0-Fragebögen sowie in Form verbliebener Bewegungseinschränkungen untersucht. Die Ergebnisse wurden anschließend in Abhängigkeit der international gebräuchlichen Gartland-Wilkins-Klassifikation im Sinne der Frakturschwere, der Therapie (Invasivität) wie auch aufgetretener Komplikationen betrachtet.
Von den 51 in die Studie eingeschlossenen Patienten konnte in 37 Fällen bei einem medianen Follow-Up von 3,9 Jahren das Outcome erhoben werden. Entweder wurden sie persönlich nachuntersucht, ein Telefoninterview geführt oder ein schriftlicher Fragebogen beantwortet. Die Patentencharakteristika wurden statistisch ausgewertet: 58,8% waren männlich, 41,2% weiblich. In 31,4% war der rechte, in 68,6% der linke Arm betroffen. Die Patienten waren zum Unfallzeitpunkt zwischen 3 und 13 Jahre alt.
Nach Gartland und Wilkins ließen sich 2 Frakturen dem Typ I zuordnen (undisloziert mit rundum intaktem Periost), 9 dem Typ IIA (teilweise disloziert mit posteriorem kortikalen Kontakt ohne Rotations-Fehlstellung), 14 dem Typ IIB (mit Malrotation), 21 dem Typ III (vollständig disloziert ohne kortikalen Kontakt) und 4 waren nicht klassifizierbar. In 5 Fällen erfolgte eine konservative Therapie mittels Ruhigstellung, bei 23 Patienten fand eine geschlossene und bei 22 eine offene Reposition mit gekreuzter Spickdrahtosteosynthese statt (ein Patient war extern voroperiert und wurde als Revision gewertet). Bei 25,5% traten Komplikationen auf, welche in prä-/posttherapeutisches neurologisches Defizit, Infektion/Wundheilungsstörung, Osteosyntheseversagen und Revision unterteilt wurden.
Im Median zeigte sich bei den persönlich nachuntersuchten Patienten kein Unterschied der Bewegungsumfänge beider Arme, aufgetretene Abweichungen wurden als klinisch unbedeutend gewertet. Den guten Ergebnissen des QuickDASH-Fragebogens zufolge ist ein Großteil der persönlich/telefonisch untersuchten Patienten nicht bzw. gering eingeschränkt bei Alltagsaktivitäten. Anhand der positiven PedsQL(TM)4.0-Scores kann von einer ausgezeichneten gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL) der vorliegenden Kohorte ausgegangen werden. Statistisch signifikante Unterschiede der Fraktur- und Therapiegruppen sowie in Abhängigkeit aufgetretener Komplikationen konnten nicht ermittelt werden. Abseits statistischer Tests wurden die genannten Gruppen anhand des in der Literatur verwendeten minimalen klinisch bedeutsamen Unterschieds miteinander verglichen. Es konnte kein klinisch relevanter Unterschied festgestellt werden.
In der Literatur wird kontrovers über die korrekte Behandlung der Typ-II-Frakturen und die korrekte Pin-Platzierung als Abwägung zwischen biomechanischer Stabilität und dem Risiko iatrogener Nervenschäden diskutiert. Mit den gewonnenen Daten der vorliegenden Arbeit war eine eindeutige Beantwortung dieser Kontroversen nicht möglich. Die Ergebnisse dieser Arbeit lassen sich mit der vorhandenen Literatur in einen Kontext setzen.
Schlussfolgernd kann man nach PSCHF in den meisten Fällen eine hervorragende HRQoL erwarten, ohne anhaltende Beschwerden oder wesentliche Alltagseinschränkungen gemessen an den verwendeten Outcome-Parametern.
Für eine höhere Repräsentativität der Gesamtbevölkerung sind in Zukunft multizentrische Studien unter Einbezug niedergelassener Kollegen mit größerer Fallzahl interessant. Zudem können randomisierte kontrollierte Studien zur Klärung der genannten Kontroversen diskutiert werden.