Kombinierte Stimulation von STN und SNr bei Gangstörungen unter Verwendung selektiver Stimulationsfrequenzen

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/158496
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1584964
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-99828
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2024-10-25
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Weiß, Daniel (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2024-09-09
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Freie Schlagwörter: Parkinson-Erkrankung
Tiefe Hirnstimulation
Gangstörungen
Nucleus subthalamicus
Substantia nigra pars reticulata
Freezing of Gait
Deep Brain Stimulation
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Das Ansprechen des im Rahmen der fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankung auftretende Freezing of Gait (FoG) auf optimierte dopaminerge Medikation und Tiefe Hirnstimulation des Nucleus subthalamicus (STN-DBS, STNmono) nimmt im Verlauf des Krankheitsprogresses sukzessive ab. Aus mehreren klinischen Studien geht hervor, dass FoG durch kombinierte Stimulation von STN und Substantia nigra Pars reticulata (SNr) (STN+SNr-DBS) wirksamer therapiert werden kann als mit STNmono. Welche Stimulationsparameter bei zusätzlicher SNr-Stimulation optimal hinsichtlich der Wirkung auf FoG sind, ist bislang nicht eindeutig festgelegt. Einige Forschungsarbeiten weisen darauf hin, dass niedrigere SNr-Stimulationsfrequenzen (< 100 Hz) das nigrostriatale System und insbesondere nigro-pontine Bahnen stärker anregen als die konventionelle hochfrequente Stimulation (> 100 Hz). Die Verwendung multipler unabhängiger Stromquellen (MICS-Technologie, Boston Scientific) ermöglicht es, STN- und SNr-Kontakte mit unterschiedlichen Frequenzen zu stimulieren. Diese randomisierte, doppelblinde, monozentrische klinische Studie untersuchte anhand von zehn am idiopathischen Parkinson-Syndrom erkrankten Studienteilnehmern die Wirksamkeit der kombinierten STN+SNr-Stimulation auf FoG im Vergleich zu STNmono. Primäre (FOG-AC Score) und sekundäre Outcome-Parameter (CAPSIT-PD mit Messung kinematischer Parameter, Push and Release Test, MDS-UPDRS III, BDI-II, PDQ-39, MDS-UPRS I, II und IV) wurden im Rahmen von fünf Konditionen (STN119Hz (STNmono), STN+SNr119Hz, STN+SNr71Hz, STN+SNr30Hz und StimOff) in randomisierter Ordnung (1:1:1:1:1) erhoben und miteinander verglichen. Zur Konstanthaltung der Ladungsdichte, die bei Anwendung unterschiedlicher Stimulationsfrequenzen variieren kann, wurde die sogenannte total electrical energy delivered (TEED) der einzelnen Konditionen berechnet und für alle gleichgesetzt. Die Studienmessungen wurden nach nächtlicher Pausierung der dopaminergen Medikation durchgeführt (MedOff). Nach den “Immediate Testings“ wurde die beste individuelle Stimulationseinstellung (StimBest) für die Follow-up Untersuchung nach drei Wochen beibehalten. Die Parameter wurden nach drei Wochen im MedOn/StimOn erneut erhoben. Unter der kombinierten STN+SNr-Stimulation ergab sich ein Trend zur Verbesserung von FoG, jedoch stellte sich keine der getesteten Stimulationsfrequenzen als signifikant überlegen heraus. Somit gilt die Hypothese, die kombinierte STN+SNr-Stimulation mit konventioneller STN- (> 100 Hz) und zusätzlich niedrigfrequenter SNr-Stimulation (< 100 Hz) verbessere FoG und Gangleistung in ausgeprägterem Maße als bei hochfrequenter STNund SNr-Stimulation als nicht bestätigt. Das beste Outcome hinsichtlich FoG weist eine erhebliche interindividuelle Variabilität in Bezug auf die wirksamste Stimulationsfrequenz auf. Zur Einstellung therapierefraktärer Gangstörungen einschließlich FoG ist die SNr-Stimulationsfrequenz im Rahmen der kombinierten STN+SNr-Stimulation individuell und an konstitutionelle Grundvoraussetzungen und Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten anzupassen. Die Optimierung der Stimulationsparameter (StimBest) im Rahmen der Studienmessungen ging mit einer signifikanten Verbesserung des Empfindens der Studienteilnehmer von Lebensqualität und Wohlbefinden (PDQ-39 Summenscore) sowie motorischer Komplikationen wie Dyskinesien, Off-Stadium Dystonien und motorischen Fluktuationen (MDS-UPDRS IV) einher. Dieser Effekt hielt über den Follow-up-Zeitraum von drei Wochen an. Die vorliegenden Ergebnisse tragen zur Entwicklung alternativer Stimulationsverfahren und optimierter, individualisierter Therapieansätze in der Behandlung fortgeschrittener Stadien des Parkinson-Syndroms bei. Sie bilden die wissenschaftliche Grundlage für weitere Forschungsarbeiten, durch welche die vorliegenden Ergebnisse an größeren Studienkohorten überprüft werden können.

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