Inhaltszusammenfassung:
Die hier beschriebene Studie sollte zeigen, ob die Verwendung eines Blut-Patches im Anschluss an eine CT-gesteuerte Lungenbiopsie das postinterventionelle Auftreten von Pneumothoraxen reduziert. Außerdem sollten Risikofaktoren eruiert werden, die das Auftreten postinterventioneller Komplikationen begünstigen.
In dieser Studie wurden insgesamt 868 CT-gesteuerte Lungenbiopsien ausgewertet, die im Zeitraum von 01/2003 bis 06/2018 am Universitätsklinikum Tübingen durchgeführt wurden.
Die Auswertung der Patientendaten erfolgte retrospektiv. Es wurden verschiedene Kriterien und Parameter untersucht: Abstand der Läsion zur Pleura/ Tiefe der Läsion, Größe der Läsion, verwendete Nadelstärke, Lokalisation der Läsion, Anzahl der entnommenen Proben und Erfahrenheit der Radiologen, die die Probeentnahme durchführten. Außerdem wurde erfasst, ob im Anschluss an die Intervention Komplikationen in Form eines Pneumothoraxes auftraten. Wenn es zu einem Pneumothorax kam, wurde ausgewertet, ob die Patienten mit einer Thoraxdrainage versorgt werden mussten.
Insgesamt wurden bei der Gruppe, die postinterventionell mit einem Blut-Patch behandelt wurden, statistisch signifikant weniger Pneumothoraxe festgestellt, als bei den Patienten der Kontrollgruppe (10,74 % vs. 15,37 %). Im Folgenden werden die weiteren Ergebnisse beschrieben, bei denen ein statistisch signifikanter Unterschied festgestellt werden konnte. Bei beiden Patientengruppen kam es bei tiefer gelegenen Läsionen bzw. Läsionen mit einem größeren Ab-stand zur Pleura häufiger zu einem Pneumothorax. Innerhalb der Blut-Patch-Gruppe konnte ein Unterschied zwischen Läsionen, die ≤ 2 cm und > 2-4 cm bzw. ≤ 2 cm und > 5 cm Abstand zur Pleura hatten festgestellt werden. In der Kontrollgruppe gab es bei Läsionen ≤ 2 cm und > 4-5 cm bzw. ≤ 2 cm und > 5 cm signifikante Unterschiede. Außerdem zeigte sich in beiden Gruppen weniger Pneumothoraxe bei Läsionen mit einem Durchmesser ≥ 3 cm verglichen mit Läsionen, die < 3 cm waren. Bei Betrachtung der Nadelstärke kam es bei Verwendung eines 17 G Coaxial-Nadelsystems zu weniger Pneumothoraxen in der Blut-Patch-Gruppe. Wenn der Unterlappen punktiert wurde, traten bei den Patienten, die mit einem Blut-Patch behandelt wurden, weniger Pneumothoraxe auf als bei der Kontrollgruppe. Wenn ≥ 4 Proben entnommen wurden traten in der Blut-Patch-Gruppe weniger Pneumothoraxe auf. Insgesamt zeigten sich weniger Pneumothoraxe bei Punktionen, die durch einen Radiologen mit besonders großer Erfahrung durchgeführt wurden. Bei den weniger erfahrenen Radiologen kam es zu weniger Pneumothoraxen, wenn ein Blut-Patch angewandt wurde.
Auch andere Studien beschreiben individuelle Risikofaktoren, bei denen es häufiger zur Entstehung von Komplikationen kommt. Hierzu gehören: größerer Abstand zur Pleura/ tiefer und subpleural gelegene Läsionen, kleine Läsionen, größere Anzahl an entnommenen Proben, sowie weniger Erfahrung hinsichtlich CT-gesteuerten transpulmonaler Biopsien. Des Weiteren beschäftigen sich viele Studien mit verschiedenen Methoden den Stichkanal nach der Punktion mit verschiedenen Materialien (z.B. Kochsalz oder Gelatine) zu okkludieren, um die Komplikationsrate zu senken.
Sowohl in bereits durchgeführten Studien, wie auch in der in dieser Dissertationsschrift beschrieben Studie, konnte gezeigt werden, dass die Behandlung mit einem Blut-Patch nach einer CT-gesteuerten transpulmonalen Biopsie die Komplikationsrate signifikant senken kann. Aus diesem Grund sollte vor allem bei Vorliegen der oben beschriebenen Risikofaktoren, die Verwendung einen Blut-Patches erwogen werden.