AKtiV Studie - Pilotuntersuchung zu StäB im ländlichen Raum

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/168106
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1681067
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-109433
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2025-07-14
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Längle, Gerhard (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2025-05-27
Freie Schlagwörter: StäB
AKtiV Studie
Stationsäquivalente Behandlung
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die stationsäquivalente Behandlung (StäB) ist eine alternative Versorgungsform für Menschen mit psychischen Erkrankungen, die zunehmend an Bedeutung gewinnt und sich in Deutschland etabliert. Ziel ist es, psychiatrische Behandlungen im häuslichen Umfeld der Patient*innen anzubieten, während die Intensität der stationären Versorgung beibehalten wird. Diese Arbeit stellt eine Pilotauswertung im Rahmen der deutschlandweiten AKtiV-Studie (Aufsuchende Krisenbehandlung mit teambasierter und integrierter Versorgung) dar und untersucht die Behandlungszufriedenheit von Patient*innen im ländlichen Raum, die eine StäB erhielten. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass StäB-Patient*innen eine höhere Zufriedenheit aufweisen als stationär behandelte Patient*innen. Im Rahmen dieser Studie wurden 22 Patient*innen der StäB-Gruppe rekrutiert (IG n=22; 11 Männer, 11 Frauen; Alter 23-88 Jahre; Ø 45,18). Das Matching der Interventions-Patient*innen mit den Kontrollpatient*innen erfolgte mittels Propensity-Score. Bei der Zuordnung wurden verschiedene Faktoren berücksichtigt, darunter Alter, Aufnahmediagnose sowie die Anzahl vorheriger stationärer Aufenthalte (KG n=22; 13 Männer, 9 Frauen; Alter 19-78 Jahre; Ø 47,36) Die Datenerhebung erfolgte durch mehrfache Befragungen der Patient*innen, der Angehörigen sowie der Mitarbeiter*innen der StäB-Teams. Zusätzlich wurden Strukturdaten sowie Informationen zur Organisation und Durchführung der StäB am Standort Zwiefalten (ZfP) und Reutlingen (PP.rt) erhoben. Anhand der erhobenen Daten konnte eine detaillierte Analyse des Patientenkollektivs sowie der individuellen Behandlungszufriedenheit der StäB im Vergleich zur stationären Regelbehandlung durchgeführt werden. Die Analyse ergab, dass Patient*innen, die sich der StäB unterzogen, nicht zufriedener mit der Behandlung sind. Demgegenüber zeigten stationär behandelte Patient*innen tendenziell eine höhere Zufriedenheit als StäB- Patient*innen (n.s.). Auffällig war jedoch, dass StäB-Patient*innen tendenziell 115 stärker in ihrem Funktionszustand eingeschränkt waren und häufiger Vorerfahrungen mit stationären Behandlungen hatten. Diese Unterschiede könnten als besondere Merkmale der StäB-Patient*innen gelten. Innerhalb der StäB-Gruppe konnte eine Korrelation zwischen Behandlungsintensität und Zufriedenheit festgestellt werden. Ein ergänzender Vergleich mit Daten von 354 StäB-Patient*innen aus den Jahren 2019-2021 ergab ebenfalls nur geringe Abweichungen in den erhobenen Messwerten, die größtenteils auf die Rekrutierungskriterien der Studie zurückzuführen waren. Die Organisation und Abläufe innerhalb der StäB-Teams zeigten standortspezifische Unterschiede. Die Ergebnisse der Studie werfen relevante Fragen zur Wirksamkeit und Akzeptanz der StäB auf. Obwohl die Behandlungszufriedenheit der StäB- Patient*innen niedriger war als bei stationären Patient*innen, deuten positive Rückmeldungen von Angehörigen und Mitarbeiter*innen darauf hin, dass die häusliche Behandlung eine sinnvolle Alternative zur stationären Versorgung sein kann. Die innerhalb der StäB-Gruppe gefundene Korrelation zwischen Behandlungsintensität und Zufriedenheit lässt den Schluss zu, dass eine intensivere Betreuung zu einer höheren Zufriedenheit der Patient*innen führen könnte. Dieser Aspekt sollte in zukünftigen Studien weiter untersucht werden. Es sei darauf verwiesen, dass die bei der Durchführung eines Propensity- Matchings ermittelten, geringfügigen Gruppenunterschiede von beachtlicher Bedeutung sind. Ein beträchtlicher Anteil der Messwerte wurde nicht in die Berechnung einbezogen, wies jedoch zumeist nur geringfügige Unterschiede auf, was die Homogenität der Gruppen betont. Auch die Vergleichsdaten von früheren StäB-Patient*innen wiesen lediglich marginale Unterschiede auf, was die Repräsentativität der Untersuchung unterstreicht. Die Analyse der Strukturen und Organisation der StäB-Teams in Reutlingen und Zwiefalten verdeutlichte die bereits in der Literatur vielfach diskutierte Heterogenität dieser Behandlungsform. Unterschiede in Teamstruktur, Organisation und Ressourcen könnten Einfluss auf die Zufriedenheit der Patient*innen haben und sollten in zukünftigen Studien näher untersucht werden. 116 Zusammenfassend trägt diese Arbeit wesentlich zum Verständnis der Behandlungszufriedenheit in der StäB bei und identifiziert potenzielle Einflussfaktoren, die weiter untersucht werden sollten. Da es sich um eine vorläufige Auswertung von Teildaten der AKtiV-Studie handelt, werden umfassendere Analysen der vollständigen Datenlage weitere Erkenntnisse liefern. Künftige Studien sollten insbesondere den Zusammenhang zwischen Behandlungsintensität und Zufriedenheit bei StäB Patient*innen untersuchen und die langfristige Entwicklung der StäB in Deutschland beobachten.

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