Inhaltszusammenfassung:
Die Kahnbeinpseudarthrose ist eine Komplikation, die infolge einer Kahnbeinfraktur, der häufigsten Fraktur des Handgelenks, auftreten kann. Da meist junge Menschen betroffen sind, die noch eine lange Zeit mit den Folgen der Erkrankung leben müssen und deren Berufsfähigkeit dadurch beeinträchtigt sein kann, ist es individuell aber auch gesamtgesellschaftlich von großer Bedeutung, die geeignete Therapie für die Patienten zu kennen und auszuwählen. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, das radiologische sowie das klinisch-funktionelle Outcome nach Kahnbeinrekonstruktion in Abhängigkeit des operativen Verfahrens (nicht vaskularisierte vs. gestielt vs. frei vaskularisierte Knochentransplantate) und beeinflussender Faktoren zu analysieren. Dazu wurden Daten von 370 Patienten erhoben, die zwischen Januar 2007 und Dezember 2020 an der BG Klinik Tübingen an der Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie operiert worden waren. Zudem erfolgte die Auswertung von 162 Fragebögen und die Untersuchung des klinisch-funktionellen Outcomes an 139 Patienten. Im Ergebnis zeigte sich das OP-Verfahren nicht isoliert entscheidend für das Outcome. Stattdessen war ein erheblicher Einfluss der untersuchten Kofaktoren festzustellen. Als wichtigste Risikofaktoren für eine unzureichende radiologische Ausheilung erwiesen sich das Vorliegen einer Avaskulären Nekrose, Nikotinabusus, eine zunehmende Anzahl an Vor-OPs und ein postoperativer LISA > 45°. Die Verwendung einer Herbert-Schraube stellte sich als protektiv heraus. Das funktionelle Ergebnis zeigte sich insbesondere positiv beeinflusst durch die Transplantation von nicht vaskularisierten Knochentransplantaten, wobei hier allerdings auch die meist einfachere Ausgangssituation beachtet werden muss, einen postoperativen LISA < 45° und die Verwendung einer Herbert-Schraube. Je länger die Pseudarthrose bestand und je höher der Arthrosegrad, desto mehr nahmen Schmerzen zu und stieg die Funktionseinschränkung. Bei der Entscheidung für das geeignete OP-Verfahren muss also den Kofaktoren ein großer Stellenwert zukommen und jeder Patient individuell bewertet werden.