Inhaltszusammenfassung:
Die Untersuchung hatte das Ziel, aus einer attributionstheoretischen Perspektive zu untersuchen, ob und inwieweit sich Bullying-Täter, Bullying-Opfer und Bullying-Zuschauer hinsichtlich ihres situationsspezifischen Attributionsstils in Bullying-Situationen und ihres habituellen Attributionsstils in Erfolgs- und Misserfolgssituationen unterscheiden. Zudem sollte untersucht werden, ob sich die drei Gruppen in den einem fiktiven Opfer zugeschriebenen Emotionen und in ihrem Empathievermögen unterscheiden und welche Lösungs- bzw. Interventionsmöglichkeiten durch die Befragten in Betracht gezogen werden. In der Untersuchung wurde mit verschiedenen Bullying-Szenarien gearbeitet und zwischen männlichen und weiblichen fiktiven Opfern unterschieden.
An der schriftlichen Befragung nahmen 305 Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse Gymnasium teil. Es wurden 62 (20.2 %) Täter, 35 (11.5 %) Opfer, 30 (9.8 %) Zuschauer und zudem 173 (56.7 %) Täter-Opfer identifiziert. Es zeigte sich ein deutlicher Trend dahingehend, dass die Ursachen für Bullying vor allem in internalen, stabilen und globalen Eigenschaften des Opfers gesehen wurden, wobei sich zahlreiche Interaktionen mit der Bullying-Form, dem Geschlecht, dem Täterstatus und dem Opferstatus zeigten. Die Unterschiede im habituellen Attributionsstil waren wesentlich geringer.
Hinsichtlich der dem Opfer zugeschriebenen Emotionen zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Bullying-Beteiligten, die auch vor dem Hintergrund der Attributionstheorie diskutiert werden. Zudem zeigte sich, dass das Empathievermögen von Tätern geringer ist als das von Opfern und Zuschauern.
Die wichtigsten Intervenierenden scheinen aus dem unmittelbaren Kontext des Bullying-Geschehens zu kommen, vom Opfer selbst wird aktives Handeln erwartet.
Abstract:
The study aimed to investigate from an attributional perspective, whether and to what extend there is a difference between bullys, victims of bullying and bystanders concerning their attributional style in bullying situations and their habitual attributions in situations of success and failure. Another aim was to answer the question whether the three groups differ in their attribution of emotions to the fictitious victim and which solutions or options for intervention where considered.
Different bullying-scenarios with male and female victims were used.
The sample consists of 305 students of grade 8. 62 (20.2%) of them are bullies, 35 (11.5%) victims, 30 (9.8) bystander and 173 (56.7%) bully-victims. The sample showed a strong tendency to make internal, stable and global characteristics of the victim responsible for the bullying situation. There were numerous interactions with the bullying-form, the gender of the students and the status of being a bully or a victim. Differences concerning the habitual attributional stile were negligible.
The four groups showed differences in the emotions which were attributed to the victim. Results are discussed in the context of the attribution theory.
Bullies had a lower score of empathy than victims and bystanders.
People within the environment of the victim were regarded as the adequate contact persons for interventions.