Inhaltszusammenfassung:
Von August 1998 bis August 2000 wurden Wasserproben und Biofilme aus der
Wulfbachquellhöhle bei Mühlheim (Donau) mikrobiologisch untersucht.
Es zeigte sich, daß zwei der in Richtung Siedlungsflächen ziehenden unterirdischen
Wasserzubringer (Siphon 8b und Sologang) wasserchemisch höher belastet waren
als die unter landwirtschaftlich genutzten Flächen befindlichen.
Die für mehrere Wochen im Karstaquifer exponierten Glasobjektträger erwiesen
sich als eher dünn besiedelt.
Größere Zellzahlen bis 6,1 x 10^6 / mg Trockengewicht konnten dagegen während
des niederschlagsreichen Frühjahrs 2000 auf Sedimentpartikeln
nachgewiesen werden. Mit einem speziell für die Untersuchung von Sedimenten
mit rRNA-gerichteten Oligonukleotidsonden optimierten Protokoll konnte gezeigt
werden, daß fast alle mit der eubakteriellen Sonde EUB338 markierbaren Bakterien der beta- und gamma-Subklasse der Proteobakterien zuzurechnen sind. Mit zurückgehender Quellschüttung sank die Zahl der mit EUB338 detektierbaren
Zellen kontinuierlich und das bakterielle Spektrum verschob sich von der zu
Beginn des Frühjahrs dominierenden gamma-Subklasse hin zur beta-Subklasse.
Um die biofilmbildenden Bakterien bis auf Speziesebene zu charakterisieren, wurden auf 100-fach verdünntem R2A-Agar bei 9°C kultivierte Organismen dieser beiden Gruppen sequenziert (16S rRNA-Gene) und cluster- bzw. speziesspezifische Sonden für diese Organismen angefertigt.
Insgesamt konnten am 16.04.2000 87,7 % der mit der eubakteriellen Sonde
EUB338 markierten Organismen in einer der folgenden phylogenetischen
Einheiten eingeordnet werden: Oxalobacter - Gruppe (24,3 ),
Beta1- Subgruppe der Proteobakterien (34,8 ), Pseudomonas - Gruppe (28,6 ).
52 % konnten bis auf Speziesebene charakterisiert werden. 8 der Isolate besitzen
weniger als 97 % 16S rRNA-Ähnlichkeit mit bereits in den öffentlichen Datenbanken vorhandenen Sequenzen und sind daher als neue Spezies anzusprechen.