Inhaltszusammenfassung:
Bekanntermaßen spielen genetische Faktoren eine bedeutende Rolle in der Pathogenese des Diabetes mellitus Typ 2. Bei einem der Kandidatengene handelt es sich um das Gen der KIR6.2-Untereinheit von ATP-sensitiven Kaliumkanälen (KATP). Diese Ionenkanäle gelten in verschiedenen Zelllinien, u.a. in alpha- und beta-Zellen des Pankreas, in glucose-responsive-Neuronen des ventromedialen Hypothalamus oder in Skelettmuskelzellen, als Kopplungsglieder zwischen metabolischen und elektrophysiologischen Steuerungsprozessen und sind somit in zentrale Regulationsmechanismen des Glukosestoffwechsels eingebunden. Bereits in früheren Studien konnte eine erhöhte Frequenz des E23K-Polymorphismus, eine Punktmutation im KIR6.2-Gen, in Zusammenhang mit der Manifestation des Diabetes mellitus Typ 2 nachgewiesen werden. Ziel dieser Studie ist es, einen möglichen Einfluß von E23K auf die Glukosetoleranz, die Insulinsekretion und -wirkung, sowie die Glukagonsekretion bei nicht an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankten Probanden zu prüfen. Aus diesem Grund wurden 298 Probanden mit einem oralen Glukosetoleranztest (oGTT) und 75 Probanden mit einem modifizierten hyperglykämischen Clamp untersucht, um eine maximale Insulinsekretion zu stimulieren.
Bei diesen Untersuchungen läßt sich ebenfalls eine eingeschränkte Glukosetoleranz als Auswirkung des E23K-Polymorphismus im KIR6.2-Gen nachweisen. Als Pathomechanismus kommt nach den Ergebnissen dieser Studie weder eine Dysfunktion der beta-zellulären Insulinsynthese oder –sekretion noch eine periphere Insulinresistenz in Frage. Viel wahrscheinlicher führt der homozygote E23K-Polymorphismus zu einer Verminderung der hyperglykämischen Suppression der Glukagonsekretion der alpha-Zellen. Allerdings werden KATP-Kanäle in zahlreichen Organsystemen exprimiert. Insofern bleibt zu klären, ob für die Dysregulation der Glukagonsekretion periphere bzw. zentrale Pathomechanismen im Vordergrund stehen.