Inhaltszusammenfassung:
In der bisherigen sozialpädagogischen Diskussion um das Kooperationsverhältnis von Jugendhilfe und Schule steht vor allem Schulsozialarbeit an allgemeinbildenden Schulen im Zentrum des Interesses. Diese Qualifikationsarbeit fokussiert dagegen Schulsozialarbeit an berufsbildenden Schulen mit dem Schwerpunkt Berufsvorbereitungsjahr (BVJ). Die im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung zum baden-württembergischen Landesförderprogramm "Jugendsozialarbeit an Schulen" entstandene Diplomarbeit verfolgt mit ihrer Fragestellung nach der Struktur des Handlungsfelds "Schulsozialarbeit im BVJ" aus der Sicht einer modernen adressatInnenorientierten Jugendhilfe das Ziel, einen Zugang zu einem bislang theoretisch eher unsystematisch und empirisch überhaupt nicht bearbeiteten Bereich der Kooperation von Jugendhilfe und Schule zu leisten. Die Bearbeitung der Fragestellung erfolgt in vier Teilschritten. Der erste Teil dient vor dem Hintergrund des Paradigmas lebensweltorientierter Sozialer Arbeit (Thiersch) der theoretischen Einführung und Strukturierung des Vorhabens. Der zweite Teil rekonstruiert und systematisiert das Jugendhilfeangebot Schulsozialarbeit im Hinblick auf seine Implementierung an beruflichen Schulen mit dem Arbeitsschwerpunkte im BVJ. Hierbei wird die Entwicklungsgeschichte von Schulsozialarbeit im Spannungsverhältnis von Jugendhilfe und Schule nachgezeichnet, die rechtlichen Grundlagen dieser Jugendhilfeleistung sowie die organisatorischen und funktionalen Logiken beider Erziehungssysteme erläutert. Im dritten Teil wird mittels des Lebenslagenansatzes (Böhnisch) eine sensibilisierende Annäherung an die Lebensverhältnisse von BVJ-SchülerInnen durchgeführt. Die Darlegung der verschiedenen Lebenslagen prägenden Faktoren erfolgt in Anlehnung an den Elften Kinder- und Jugendbericht und an den Teilkarrieren-Ansatz von Hiller. Als zentrale Parameter der Lebenssituation von BVJ-SchülerInnen werden verhandelt: das Übergangs(hilfe)system inklusive BVJ, das Konstrukt soziale Benachteiligung, Jugend, Geschlecht, Region, sozialer Nahraum, sozioökonomische Struktur, Bildung und Arbeit, Migration sowie Gesundheit. Diese umfangreiche Herangehensweise stellt einen Weg dar, sich vom einem defizitorientierten Zugang zu den Lebenslagen von BVJ-SchülerInnen zu lösen und sie als sinnhaft Handelnde soziale Akteure in ihren biografischen Verflechtungen zu begreifen. Im abschließenden vierten Teil wird auf Basis der gewonnen Erkenntnisse aus dem systematisch-rekonstruktiven Zugang zur Schulsozialarbeit als Jugendhilfeleistung und der systematischen Annäherung an die Lebenslagen von BVJ-SchülerInnen auf Forschung und Praxis ausblickend eine Grundstruktur von Schulsozialarbeit im BVJ, sprich ein "feldadäquates Modell" hergeleitet. Insgesamt wird ein umfangreicher Einblick in das Arbeitsfeld Schulsozialarbeit sowie speziell in das Berufvorbereitungsjahr und seine SchülerInnen sowie ihrer Lebenslagen gegeben.