Schlaf und schlafabhängige Gedächtniskonsolidierung im dritten Schwangerschaftstrimenon

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URI: http://hdl.handle.net/10900/86497
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-864975
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-27885
Dokumentart: PhDThesis
Date: 2019-02-18
Language: German
Faculty: 4 Medizinische Fakultät
Department: Medizin
Advisor: Born, Jan (Prof. Dr.)
Day of Oral Examination: 2019-01-29
DDC Classifikation: 610 - Medicine and health
Keywords: Schlaf , Gedächtnisbildung , Schwangerschaftsdiabetes
Other Keywords: Drittes Schwangerschaftstrimenon
Schlafabhängige Gedächtniskonsolidierung
Schlaf in der Schwangerschaft
Gedächtnis in der Schwangerschaft
License: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Hintergrund. Frauen berichten in der Schwangerschaft sowohl über Schlafstörungen als auch über Gedächtnisdefizite. Die Ursachen dieser Gedächtnisdefizite sind bisher allerdings nicht ausreichend geklärt. Da Schlaf eine wichtige Rolle in der Konsolidierung von Gedächtnisinhalten spielt und somit veränderter Schlaf während der Schwangerschaft für die Gedächtnisdefizite verantwortlich sein könnte, untersucht diese Studie die Zusammenhänge von Schlaf und schlafabhängiger Gedächtniskonsolidierung im dritten Schwangerschaftstrimenon. Schlafstörungen könnten zudem an der Entwicklung eines Gestationsdiabetes mellitus (GDM) beteiligt sein. Daher ist bei diesen Schwangeren vermehrt mit Schlafstörungen zu rechnen. Die Untersuchung der Zusammenhänge von Schlaf und schlafabhängiger Gedächtniskonsolidierung in dieser Schwangerengruppe könnte folglich weitere Erkenntnisse erbringen. Probandenkollektiv und Methode. Für diese prospektive, kontrollierte, nicht randomisierte Studie wurden 21 gesunde Schwangere ohne GDM, fünf Schwangere mit GDM und 20 nicht schwangere Kontrollprobandinnen rekrutiert. Die Schwangeren ohne GDM waren im Mittel 29.43 ± 5.67 (Mittelwert ± Standardabweichung) und die Schwangeren mit GDM 37.3 ± 3.48 Jahre alt und in der 33.2 ± 2.24 beziehungsweise 32.34 ± 1.52 Schwangerschaftswoche. Die Kontrollprobandinnen waren im Mittel 28.96 ± 5.14 Jahre alt. Die Probandinnen bearbeiteten an einem Abend eine deklarative, visuell-räumliche Gedächtnisaufgabe (Memory), eine prozedurale Gedächtnisaufgabe (Fingertapping) und hörten Wortlisten nach dem Deese-Roediger-McDermott-Paradigma (DRM) zur Erfassung von false memories. Der Schlaf der auf die Lernphase folgenden Nacht wurde polysomnographisch aufgezeichnet. Der Abruf der Gedächtnisinhalte erfolgte am nächsten Morgen. Auf Grund der kleineren Gruppengröße der Schwangeren mit GDM wurden die Ergebnisse dieser Gruppe allein deskriptiv ausgewertet. Ergebnisse. Es zeigten sich bei den Schwangeren ohne GDM weder beim Lernen, noch beim Abruf Defizite in den geprüften Gedächtnisaufgaben. Insbesondere unterschied sich die Retentionsleistung der Schwangeren ohne GDM über die Nacht hinweg bei Memory und Fingertapping nicht von der Kontrollgruppe. Ebenso erbrachten die Schwangeren ohne GDM beim DRM sowohl hinsichtlich der korrekt erinnerten Listenwörter, als auch der false memories mit der Kontrollgruppe vergleichbare Ergebnisse. Die Schwangeren mit GDM schnitten deskriptiv beim Memory ebenso vergleichbar ab. Beim Fingertapping zeigten die Schwangeren mit GDM deskriptiv eine geringere Retention als die beiden anderen Gruppen. Schwangere mit GDM erinnerten jedoch deskriptiv mehr DRM-Listenwörter korrekt und Zusammenfassung 87 bildeten weniger false memories. Der Schlaf der Schwangeren ohne GDM war im Vergleich zu dem der Kontrollprobandinnen durch vermehrte Zeit, in der die Schwangeren nach dem ersten Einschlafen wach waren und verminderten Rapid Eye Movement-Schlaf (REM-Schlaf) gekennzeichnet. Bei Schwangeren mit GDM war zudem der Tiefschlaf deskriptiv vermindert. In der gesamten mittels Korrelationsanalyse untersuchten Gruppe (Schwangere ohne GDM und Kontrollgruppe) konnte eine verbesserte Memory-Retentionsleistung mit einer längeren Gesamtschlafdauer, weniger Tiefschlaf und einer längeren REM-Latenz in Verbindung gebracht werden. Eine erhöhte DRM-Wiedererkennungsleistung für false memories hing mit einer längeren Gesamtschlafdauer sowie einer längeren Dauer der Schlafstadien S1, S2, und REM zusammen. Diskussion. Die vorliegenden Ergebnisse sprechen dafür, dass bei Schwangeren schlafabhängige Konsolidierungsprozesse weder betreffend deklarativer, noch betreffend prozeduraler Inhalte relevant beeinträchtigt waren, obwohl der Schlaf in der Schwangerschaft die erwarteten Veränderungen aufwies. Auch die Annahme, dass Schlafstörungen zur vermehrten Bildung von false memories in der Schwangerschaft führen, konnte nicht bestätigt werden. Die Schlafdefizite in der Schwangerschaft scheinen nicht ausgeprägt genug zu sein, um die schlafabhängige Gedächtniskonsolidierung relevant zu beeinträchtigen. Alternativ könnten trotz Schlafdefiziten bei Schwangeren Mechanismen bestehen, welche diese Defizite und deren mögliche Auswirkungen auf das Gedächtnis ausgleichen. So bestanden Zusammenhänge einzelner Schlafparameter mit der Leistung in den Gedächtnisaufgaben, jedoch ließen sich diese nicht schlüssig mit vorab angenommenen Mechanismen der schlafabhängigen Gedächtniskonsolidierung, insbesondere der Zwei-Prozess-Hypothese, erklären. Die Untersuchung der Schwangeren mit GDM erbrachte, wie angenommen, Hinweise auf verstärkte Schlafstörungen. Diese führten jedoch nicht, wie erwartet, zu einer stärker beeinträchtigten schlafabhängigen deklarativen Gedächtniskonsolidierung. Eine Beeinträchtigung der Konsolidierung prozeduraler Gedächtnisinhalte durch verminderten REM-Schlaf bei den Schwangeren mit GDM ist möglich, das höhere Alter dieser Gruppe könnte jedoch auch einen Einfluss darauf gehabt haben. Trotz verstärkter Schlafstörungen bildeten Schwangere mit GDM entgegen der Erwartung am wenigsten false memories. Die bestehenden Hypothesen zur schlafabhängigen Gedächtniskonsolidierung konnten somit auch bei den Schwangeren mit GDM weder sicher bestätigt noch widerlegt werden.

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