Inhaltszusammenfassung:
Abstract
1. Das Nachtleben spielt gerade für junge Menschen, wie Studierende, eine wichtige Rolle in ihrem Sozialleben. Darüber hinaus ist das Nachtleben in vielen Städten ein wichtiger ökonomischer Faktor. Gemeinhin bezeichnet der Begriff Nachtleben Aktivitäten, die einem abendlichen oder nächtlichen Ausgehen, beziehungsweise Amüsieren zuzuordnen sind. Das Hauptaugenmerk der Nachtökonomie liegt auf Gastronomie- und Kulturbetrieben, die ihren Nutzungsschwerpunkt in den Nachtstunden aufweisen.
2. Seit dem Beginn der COVID-19-Pandemie hat sich das Nachtleben grundlegend verändert. Die Nachtökonomie hat dadurch mit erheblichen Einbußen zu kämpfen.
3. Um die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf das studentische Nachtleben in Tübingen zu erforschen wurden qualitative sowie quantitative Forschungsmethoden angewendet. Das qualitative Vorgehen umfasste die Planung, Durchführung und Auswertung von Experteninterviews. In diesem Zuge wurden Anbieter des Nachtlebens sowie städtische und öffentliche Akteure der Stadt Tübingen interviewt. Der quantitative Teil des Forschungsablaufs beinhaltete die Erstellung und Auswertung eines Fragebogens. Durch die Anwendung von statistischen und geographisch-kartographischen Methoden konnten im Zuge der Fragebogenauswertung die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Studierende der Universität Tübingen erfasst werden.
4. Die Projektergebnisse zeigen eine klare Abnahme des klassischen studentischen Nachtlebens in Tübingen seit dem Beginn der COVID-19-Pandemie. Öffentliche Plätze und Grünflächen blieben weiterhin Schwerpunkte des studentischen Nachtlebens. Zusätzlich konnte eine Verlagerung des Beisammenseins in den privaten, digitalen Raum beobachtet werden. Viele Studierende kompensierten die weggefallenen Ausgehabende mit Videokonferenzen oder Online-Spieleabenden.
5. Im Jahr 2020 wandelten sich die Verhaltensmuster der Studierenden bezogen auf das Nachtleben. Mehr als 70 Prozent der Befragten gaben an, ihre neu angeeigneten Verhaltensmuster auch in Zukunft nach der Pandemie beibehalten zu wollen. Dadurch bleibt abzuwarten, inwieweit das Nachtleben nach Ende der Pandemie zur „alten”, gewohnten Form zurückkehren wird.
6. Der starke Rückgang des Nachtlebens hatte negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation vieler Studierenden, die vor der Pandemie in der Nachtökonomie tätig waren.
7. Um pandemiebedingten Einnahmeverlusten entgegenzuwirken, haben die Anbieter zahlreiche Strategien entwickelt. Im Fokus standen dabei die Außengastronomie, to-go Angebote, Preiserhöhungen und die Umnutzung von Räumlichkeiten. Zusätzlich konnten von den Anbietern Staatshilfen beantragt werden.
8. Von den städtischen Akteuren wurde grundsätzlich eine nachhaltige Zusammenarbeit und verstärkte Kommunikation mit den Anbietern der Nachtökonomie angestrebt. Außerdem wurden die Anbieter der Nachtökonomie in ihren Strategien bestmöglich unterstützt.
9. Handlungsempfehlungen für die Akteure der Nachtökonomie sind die Ausweitung der bereits verfolgten Strategien auf innenstadtferne Gebiete und die Förderung öffentlicher Plätze mit niedrigem Nutzungskonflikt-Potenzial. Zudem könnten die vergrößerten Außengastronomiebereiche über den Zeitraum der Pandemie hinaus bestehen bleiben und von Seiten der Stadt mit verringerten Gebühren behaftet werden.