Die Dissertation ist gesperrt bis zum 26. März 2027 !
Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Verarbeitung von Substantiven (z. B. „Mond“), die eine bestimmte vertikale Position implizieren (z. B. oben), nachfolgende Reaktionen verzerrten. Erwachsene reagierten in der Regel schneller nach oben, wenn sie ein implizites „oben Wort“ lasen, als nach einem impliziten „unten Wort“ (z. B. „Stein“). Solche Belege für Sprach-Raum-Assoziationen wurden als Argumentation für die Aktivierung sensorischer und/oder motorischer Systeme während des Sprachverstehens angeführt. Einige solcher verkörperten Kognitionstheorien argumentieren, dass sensomotorische Erfahrungen während des anfänglichen Wortlernens relevant sind. Allerdings wurde diese Annahme in wesentlich weniger Arbeiten mit Kindern experimentell überprüft. Die vorliegende Dissertation versuchte diese Forschungslücke zu schließen, indem Sprach-Raum-Assoziationen über einen breiten Entwicklungsbereich hinweg untersucht wurden. Die zentrale Forschungsfrage war: Sind frühe Wörter von Kindern bereits mit sensomotorischen Erfahrung des vertikalen Raums verknüpft?
Studie I untersuchte, wann Kinder ihre ersten Substantive verstehen, also entsprechende lexikalische Einträge für Wörter wie „Hut“ in ihrem Proto-Lexikon etablieren. In Anlehnung an Arbeiten aus anderen Sprachen konnten die getesteten Deutsch lernenden Kinder im Alter von 6 bis 14 Monaten konkrete Substantive den dargestellten Referenten zuordnen. Interessanterweise beruhten diese lexikalischen Einträge auf festen eins-zu-eins-Zuordnungen zwischen Substantiven und Referenten und waren damit robuster als bisher angenommen.
Studie II untersuchte Sprach-Raum-Assoziationen und stellte die Frage, ob die Verarbeitung von Substantiven die Augenbewegungen von Säuglingen (11 bis 14 Monate), Kleinkindern (2 bis 4 Jahre) und Erwachsenen in die Richtung der impliziten vertikalen Position verzerrte. Die Augenbewegungen von Kleinkindern und Erwachsenen waren während der Substantivverarbeitung entsprechend den Sprach-Raum-Assoziationen verzerrt. Dies war bei den getesteten Säuglingen nicht der Fall. Studie III zeigte, dass etwas ältere Kinder (18 bis 24 Monate) gerade erst damit begannen, Substantive (von denen ihre Eltern berichten, dass sie diese verstehen) mit dem typischen vertikalen Raum zu verbinden.
Studie IV untersuchte, ob zusätzliche Informationen in der sprachlichen Umgebung eines Kindes die Erfahrung des vertikalen Raums weiter verstärken können. Diese Erfahrungen gehen über das bloße Erleben von Referenten in der jeweiligen vertikalen Position hinaus. Hier wurde getestet, ob Eltern Objekte im oberen vertikalen Raum mit einer höheren Tonhöhe benennen als Objekte im unteren vertikalen Raum. Es ist bekannt, dass bereits Neugeborene einen Zusammenhang zwischen Tonhöhe und vertikalem Raum wahrnehmen.
Insgesamt ist diese Dissertation die erste wissenschaftliche Arbeit, die das Verständnis von Substantiven bei Deutsch lernenden Kindern im Alter von unter einem Jahr nachweist. Darüber hinaus lieferte diese Dissertation, den bis jetzt jüngsten Hinweis für Sprach-Raum-Assoziationen: Kinder im Alter von zwei bis vier Jahren verknüpften Substantive mit den sensomotorischen Erfahrungen des vertikalen Raums. Entgegen einigen theoretischen Behauptungen wurden solche Verbindungen jedoch nicht während des anfänglichen Wortlernens hergestellt. Kinder unter zwei Jahren verknüpften Substantive nicht systematisch mit dem typischen Raum – obwohl die Kinder alle Substantive verstanden. Besonders hervorzuheben ist die Entwicklung eines neuen Sprach-Raum-Experiment innerhalb dieser Arbeit. Dieses zeichnet sich durch eine hohe praktische Durchführbarkeit aus und könnte in Zukunft auch auf andere kognitive Bereiche (neben der Sprache) ausgedehnt werden. Schließlich bot diese Arbeit eine alternative Perspektive auf die Entwicklung von Sprach-Raum-Assoziationen, indem sie andere Aspekte – wie Tonhöhenmodulationen – innerhalb der Sprachumgebung von Kindern beleuchtete.