Inhaltszusammenfassung:
Ich analysiere den Online-Auftritt des Islamic Center Tôkyô, von dessen Startseite auf Englisch man in englische, arabische und japanische Teile der Website gehen kann. Die drei Teile (Japanisch, Arabisch, Englisch) der Site unterscheiden sich. Dies ist nicht überraschend, da sie natürlich ein jeweils unterschiedliches Publikum anvisieren. In einem ersten Schritt rekonstruiere ich mittels Methoden, die der historischen Quellenkritik entlehnt sind, in welcher zeitlichen Abfolge die drei Teile der Site entstanden. Die Beantwortung dieser Frage bietet Anhaltspunkte für die Beantwortung der Frage, warum die Site überhaupt geschaffen wurde. Dieser Analyseschritt zeigt auf, dass das eigentliche Zielpublikum der Site offenbar arabisch liest und somit nicht in Japan sondern im Nahen Osten zu suchen ist. Diese formale Analyse wird dann mit einer gezielten Inhaltsanalyse verknüpft. Diese ergibt, dass die Site in erster Linie Rechenschaftsfunktion erfüllt und Spenden generieren soll, und nur nachrangig dazu dient, japanischen Lesern oder Konvertiten Informationen zum Islam zur Verfügung zu stellen. In einem dritten Schritt werden diese Ergebnisse mit zusätzlichen Informationen korreliert, die sich aus dem Webdesign herauslesen lassen. Vor diesem Hintergrund argumentiere ich dafür, dass in einer vergleichenden Internetforschung neben form- und inhaltsbasierter Analyse auch die Webgestaltung oder ggf. auch Programmierstruktur wichtige Anhaltspunkte für die Untersuchung liefern kann.