Inhaltszusammenfassung:
In allen empirisch-analytischen wie theoretisch-konzeptuellen Veröffentlichungen zum Themenbereich Schulsozialarbeit wird davon ausgegangen, dass eine wesentliche (wenn nicht die zentrale) Zielgruppe dieser Form der schulbezogen Jugendhilfe die so genannten ‚sozial benachteiligten Jugendlichen’ seien. Eine genauere Durchleuchtung bzw. systematische Untersuchung, ob und inwiefern dieser Handlungsansatz kompensatorische Effekte zur Minderung der sozialen Ungleichheit und der begrenzten Teilhabechancen von Schülerinnen und Schülern hat, fehlt bislang. Hier hat diese Qualifizierungsarbeit ihren Ausgangspunkt und ihre Relevanz.
Im ersten Teil werden Theorien zur sozialen Differenzierung und sozialen Ungleichheit erarbeitet: Zunächst wird der individualisierungstheoretische Modernisierungsansatz in Beck’scher Variante kritisch erweiternd reflektiert. Zu Recht wird insbesondere eine der Grundannahmen Becks, wonach der ‚Fahrstuhleffekt’ eine Verbesserung der Lage sozial Randständiger ermöglicht habe, in Frage gestellt. Dies wird in unter Bezug auf die Arbeiten Bourdieus geleistet, auf institutionalisierte Segmentationseffekte des Bildungssystems hin zugespitzt und mit aktuellen bildungssoziologischen Erkenntnissen für das deutsche Schulsystem – insbesondere im Hinblick auf die Hauptschulen, die ja nach wie vor den zentralen Handlungskontext der Schulsozialarbeit bilden, vertieft.
Die drei Kapitalsorten: ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital werden dann als zentrale Analysekategorien zur sekundäranalytischen Bewertung der kompensatorischen Potentiale von Schulsozialarbeit an zwei Studien (aus Baden-Württemberg und Thüringen) angelegt. Im Fazit wird deutlich, dass Schulsozialarbeit durchaus nicht zu unterschätzende kompensatorische Effekte hat; zugleich aber in spezifischer Weise Begrenzungen unterliegt.