Inhaltszusammenfassung:
Vorbemerkung
Der interkulturelle Vergleich gilt in den Sozial- und Verhaltenswissenschaften als komplexer Forschungsansatz, weil er mit einer Vielfalt methodischer Verfahren - z. B. Beobachtung, Befragung, Experiment, Sekundäranalyse - arbeitet und nicht auf einen bestimmten Gegenstandsbereich oder eine bestimmte Wissenschaftsdisziplin festgelegt ist. Der besondere heuristische Wert kulturvergleichender Forschung ist darin zu sehen, daß er (eher als andere Ansätze) zur Überprüfung der Gültigkeit gängiger Hypothesen - z.B. der Annahme eines bestimmten Phasenverlaufs der Persönlichkeitsentwicklung als universaler Gesetzmäßigkeit - und der Aussagekraft gängiger Methoden - z.B. der Frage der Populationsabhängigkeit klassischer Testverfahren - beitragen und die Entwicklung neuer Hypothesen und modifizierter Verfahren anregen kann; damit ist der interkulturelle Vergleich auch geeignet, dem Ethnozentrismus in nationalen Forschungstraditionen sowie in den allgemeinen Urteilen über andere Völker entgegenzuwirken. Das zentrale Anliegen kulturvergleichender Forschung besteht darin, die historisch gewachsenen und institutionalisierten Lebensformen verschiedener Völker als Rahmenbedingungen für menschliches Handeln und Verhalten zu beschreiben und zu analysieren.