Das Werkzeugverhalten der Schimpansen. Kognitive Variabilität, Flexibilität und Komplexität

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URI: http://hdl.handle.net/10900/67173
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-671734
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-8593
Dokumentart: MasterThesis
Date: 2009-07
Source: Cognitive perspectives in tool behaviour ; 3
Language: German
Faculty: 7 Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Department: Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
DDC Classifikation: 930 - History of ancient world to ca. 499
Keywords: Vor- und Frühgeschichte <Fach> , Werkzeuggebrauch , Kulturelle Evolution , Kognitive Archäologie , Paläolithikum , Tiere , Schimpanse , Innovation
Other Keywords: Schimpansen
Werkzeugverhalten
Innovationen
Tool use
Cognitive Archaeology
Chimpanzees
Cultural Evolution
Innovations
Palaeolithic
License: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Objektverhalten stellt einen besonderen Aspekt des Menschen und der menschlichen Kognition dar. Wir sind in unserem Alltag eng mit Objekten verbunden. Sie umgeben uns und dienen uns dazu Probleme zu lösen, Ziele zu erreichen und sowohl profane als auch außergewöhnliche Aufgaben zu bewältigen. Aus diesem Grund können sie in einer breitgefassten Betrachtungsweise als Werkzeuge verstanden werden. Beim Werkzeuggebrauch manifestieren sich im Objekt selbst die Gedanken des Handelnden und die zugrundeliegenden kognitiven Fähigkeiten. Ein Aspekt der nötigen kognitiven Leistungen für Werkzeugverhalten ist die Erweiterung der Distanz von Problem und Lösung. Sie liegt jedem Werkzeuggebrauch zugrunde, da die Nutzung von Objekten nur dann möglich ist, wenn die Befriedigung eines Ziels oder Bedarfs nicht direkt nach der Wahrnehmung erfolgen muss. Dies hat seine Gültigkeit über Artgrenzen hinweg. Deshalb eignet sich die Problem-Lösungs-Distanz als neutrales Maß zum Vergleich von Verhaltensformen. Das Werkzeugverhalten der großen Menschenaffen ist aufgrund der nahen Verwandtschaft zu Homo sapiens von besonderem Interesse. Durch Vergleiche mit den Fähigkeiten dieser Arten können Informationen über die Entwicklung von Werkzeuggebrauch und Kognition aller Primaten, einschließlich der Menschenvorfahren, gewonnen werden. Den Schimpansen (Pan troglodytes), als unserem nächsten lebenden Verwandten, mit einer genetischen Übereinstimmung von 98% und einem für das Tierreich ausgesprochen vielfältigen Werkzeuggebrauch kommt dabei eine spezielle Bedeutung zu. Der Band “Das Werkzeugverhalten der Schimpansen. Kognitive Variabilität, Flexibilität und Komplexität” beleuchtet den Werkzeuggebrauch von in freier Wildbahn lebenden Schimpansen unter Berücksichtigung der kognitiven Flexibilität, Variabilität sowie Komplexität und beschäftigt sich darüber hinaus mit Unterschieden und Übereinstimmungen zum frühen menschlichen Werkzeugverhalten. Die ersten drei Teile geben einen Überblick über Forschungsstand, Zielsetzung und Vorgehensweise, die taxonomische Einordnung, Verbreitung und Lebensweise der Schimpansen sowie die in dieser Arbeit verwendete Definition von Werkzeuggebrauch. Der darauffolgende Abschnitt beschäftigt sich mit der Datenaufnahme und ersten Auswertung des Werkzeugverhaltens von Pan troglodytes in Hinsicht auf Anzahl und Kontext der Werkzeugnutzungen, Werkzeugtypen, Rohmaterialien, Modifikationen und Nutzungshäufigkeit. Im fünften Teil wird die Methode der Kognigramme vorgestellt und ihre Bedeutung für die Untersuchungen dieser Arbeit erläutert. Anschließend erfolgt im sechsten Teil die detaillierte Analyse des Werkzeugverhaltens der Schimpansen durch die Umsetzung mehrerer Verhaltensformen in Kognigramme und ihre Auswertung in Bezug auf die zugrundeliegende Problem-Lösungs-Distanz. Dabei wird evaluiert, wie variabel, flexibel und komplex das Verhalten ist und es werden Einblicke in die Innovationsfähigkeit von Pan troglodytes eröffnet. Abschließend erfolgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse und es werden Aussagen zur Variabilität, Flexibilität und Komplexität der Werkzeugnutzungen der Schimpansen getroffen. Dabei werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zum Werkzeugverhalten früher Menschenformen evaluiert.

Abstract:

Object behavior is a special aspect of humans and human cognition. In our everyday life, we are closely connected to objects. We are surrounded by them and they allow us to solve problems, achieve objectives and cope with daily as well as exceptional tasks. Because of that, they can be interpreted as tools in the broadest sense. During tool use, thoughts and cognitive abilities are manifested in the object itself. One aspect of the necessary cognitive capacities for tool behavior is the enhancement of the distance between a problem and its solution. The usage of objects is only possible, if the satisfaction of a goal or need does not have to take place immediately after the perception of it. This applies for every tool use and across all species. Therefore, the problem-solution-distance can be used as a neutral measure for comparing behavior. The tool use of great apes is of special interest because of their close relationship to Homo sapiens. By comparing the abilities of these species, we can gain information about the evolution of tool use and cognition of all primates, including our ancestors. Chimpanzees (Pan troglodytes), as our closest living relatives, are of particular importance, as they share a genetic similarity of 98 % and have the most diverse tool use in the animal kingdom. The Volume “Das Werkzeugverhalten der Schimpansen. Kognitive Variabilität, Flexibilität und Komplexität” examines the tool use of wild chimpanzees under consideration of cognitive flexibility, variability and complexity and addresses differences and similarities to early human tool behavior. The first three parts are meant to give an overview of the state of research, the objective of the volume, the approach, the taxonomic classification, distribution and way of life of Pan troglodytes as well as the definition of tool use, which is applied in this work. The following section deals with data acquisition and an initial evaluation of the tool use of chimpanzees, concerning number and context of tool behaviors, tool types, raw materials, modifications and frequency of use. In the fifth part, the method cognigrams is introduced and their meaning for the analyses is exemplified. Afterwards in the sixth section, the focus lies on a detailed analysis of tool behavior of Pan troglodytes, by reconstructing several behaviors in cognigrams and by assessing the problem-solution-distance. The crucial point is to evaluate, how variable, flexible and complex the tool use of chimpanzees is and thus, insights into the innovativeness are gained. In conclusion, the results and the new obtained findings regarding the variability, flexibility and complexity of chimpanzee tool use are summarized and discussed. Special attention is given to the similarities and differences to early human tool behaviour.

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