Die Dissertation ist gesperrt bis zum 01. Oktober 2026 !
Frühere Arbeiten haben gezeigt, dass Cer-Pyrazolate reversibel Kohlenstoffdioxid einfangen können unter Bildung der entsprechenden Carbamat-Komplexen. Die in der Erdkruste häufiger vorkommenden Leichtmetalle könnten die CO2 Speicherung noch nachhaltiger gestalten. Bisher wurde die Reaktivität von Leichtmetall-Pyrazolaten gegenüber CO2 noch nicht untersucht.
Eine Reihe von neuen Leichtmetall Pyrazolaten wurde synthetisiert und charakterisiert mit einem Schwerpunkt auf Pyrazolaten mit leichteren Substituenten um eine möglichst hohe Massenbilanz zu erreichen. Beispiele für neue Magnesiumpyrazolate sind das donor-stabilisierte [Mg3(pziPr2)6(thf)2] und das fluorinierte [Mg2(pzCF3,CF3)4(thf)3]. Aufgrund schlechter Löslichkeit in gebräuchlichen Lösungsmitteln konnte amorphes [Mg(pzR2)2]n (R = Me, H) nicht strukturell untersucht werden. Deren Bildung aus der Protonolysereaktion von Mg(nBu)2 und dem entsprechenden Pyrazol konnte jedoch zweifelsfrei durch Festkörper-NMR Experimente bestätigt werden. Über eine Salzmetathesevorschrift konnte das Dimer [Al(pziPr2)3]2 erhalten werden. Die Seltenerd-Pyrazolate Ln(pztBu2)3(thf)x (Ln: Sc, x = 1; Y, x = 2) waren zugänglich über eine quecksilber-freie Salzmetathese. Zusätzlich konnten bereits literaturbekannte Leichtmetall-Pyrazolate auf eine mesoporöse Silica Oberfläche immobilisiert werden. So konnten die Hybridmaterialien [Mg(pztBu2)2]2@SBA-15500, Al(pztBu2)3@SBA-15500 und Ti+IV(pzMe2)4@SBA-15500 synthetisiert werden.
Diese Arbeit wurde mit literaturbekannte [Mg(pztBu2)2]2 gestartet, welches in Lösung nicht nur eine vollständige CO2-Insertion unter Bildung von Mg(CO2∙pztBu2)2(thf)2 zeigte, sondern auch ein vollständig reversibles Verhalten in Lösung und als Feststoff bei Temperaturerhöhung oder Druckminderung. Die unlöslichen Magnesium-Pyrazolate zeigten auch eine reversible und vollständige CO2-Insertion in den Feststoff ohne die Notwendigkeit eines Lösungsmittels. Über diesen Reaktionsweg zeigte insbesondere das unsubstituierte [Mg(CO2∙pz)2]n eine außergewöhnlich hohe Kapazität von 35.7 wt% CO2. Für Al(pztBu2)3 wurde aufgrund der sterisch anspruchsvollen tBu-Gruppen nur eine zweifache CO2-Insertion beobachtet unter Bildung von Al(CO2∙pztBu2)2(pztBu2). Diese Insertion ist ebenfalls reversibel, jedoch nur bei Temperaturerhöhung und nicht bei Druckminderung. Das Scandium-Pyrazolat Sc(pztBu2)3(thf) unterliegt einer einfachen CO2-Insertion und es bildet sich das Dimer [Sc(CO2∙pztBu2)(pztBu2)2]2. Dieses konnte nur unter ständiger Kühlung isoliert werden, da eine CO2-Freisetzung schon bei Raumtemperatur und Umgebungsdruck erfolgt. Tetravalentes Ti+IV(pzMe2)4 zeigte eine zweifache CO2-Insertion zu Ti+IV(CO2∙pzMe2)2(pzMe2)2 und kann in Lösung CO2 desoxygenieren unter Bildung von oxo-verbrückten Titankomplexen. Trivalentes Ti+III(pztBu2)3 zeigte eine zweifache CO2-Insertion zu Ti+III(CO2∙pztBu2)2(pztBu2), welches isostrukturell zum Aluminium Kongener ist.
Alle untersuchten Leichtmetall-Pyrazolate sowie die Hybridmaterialien sind aktive Katalysatoren in der Cycloaddtionsreaktion von CO2 und Epoxiden zu zyklischen Carbonaten. Die höchste katalytische Aktivität wurde für Sc(pztBu2)3(thf) gefunden mit einer Wechselzahl von 120 h‒1. Eine umgekehrt proportionale Beziehung zwischen Carboxyphilie (CO2-Affinität) und der katalytischen Aktivität wurde beobachtet. Die besten Katalysatoren zeigten entweder keine CO2-Insertion bei Raumtemperatur oder sofortige CO2 Freisetzung. Ein Beispiel ist [Mg2(pzCF3,CF3)4(thf)3], welches keine sichtbare CO2-Insertion bei Raumtemperatur eingeht, jedoch die höchste katalytische Aktivität der Magnesium-Katalysatoren dieser Studie aufweist. Eine Steigerung der katalytischen Aktivität für immobilisierte Leichtmetall-Pyrazolate auf einer mesoporösen Silica-Oberfläche für das Hybridmaterial [Mg(pztBu2)2]2@SBA-15500 wurde beobachtet. Der heterogene Katalysator zeigte schon bei Raumtemperatur eine höhere katalytische Umsetzung als sein homogener Kongener. Bei höheren Temperaturen wurde selbst für sterisch anspruchsvolle Epoxide eine quantitative Umsetzung beobachtet.